Heterogene Rohstoffe erfordern angepasste Lösungen

Das Thema Kreislaufwirtschaft ist in aller Munde – welche Bedeutung sehen Sie hier für Ihr Unternehmen?

Recycling ist für uns eine immer wichtigere Wachstumsbranche. Der Druck der Verbraucher, aber auch der Gesetzgeber zum Einsatz von recycelten Materialien steigt. Gerade in der Kunststoffbranche werden immer häufiger Rezyklate eingesetzt. Das erfordert angepasste und auch neue Lösungen für die Verarbeitung dieser Materialien – und diese entwickeln wir bei AZO und haben auch schon Lösungen dafür.

Wie stellt sich die Situation für Sie im Kunststoffsektor dar?

In der Kunststoffindustrie unterscheiden wir zwischen chemischem und mechanischem Recycling. Unabhängig davon, welchen Prozess oder Weg wir hier betrachten, ist es einfach so, dass die Verfügbarkeit von Rezyklaten am Markt teilweise immer noch ein Problem darstellt. Die Hersteller müssen schauen, wo sie diese Rohstoffe herbekommen können. Das bedeutet letztendlich auch, dass sie in verschiedenen Ländern bei unterschiedlichen Händlern einkaufen müssen, was zu einer Änderung in der Qualität der Ausgangsstoffe führt. Auch in den Eigenschaften, wie zum Beispiel den Fließeigenschaften, gibt es Unterschiede.

Welche typischen Probleme entstehen durch die unterschiedlichen Eigenschaften der zur recycelnden Materialien?

Häufig werden im Recycling-Prozess Mahlgüter, also geschreddertes Material verarbeitet. Mal sind diese Mahlgüter extrem leicht, wie etwa geschredderte Folienschnitzel, und ein andermal sind sie schwerfließend und verhaken sich schnell. Bei Folienabfällen sind das zum Beispiel leichte Flakes; wenn diese Materialien im Behälter gelagert sind, wollen die häufig nicht von alleine raus. Da muss man manchmal nachhelfen. Speziell diese Heterogenität der Rohstoffe bereitet den Herstellern Probleme. Hier können wir als Hersteller von Materialhandling-Systemen Lösungen bieten, um solche schwierigen Rohstoffe zu verarbeiten und so die Schwierigkeiten der Hersteller zu lösen und eine gleichbleibende Endproduktqualität sicherzustellen.

Welche Rolle spielt dabei die Zusammenarbeit mit den Kunden und das Ausprobieren von Lösungen für konkrete Anwendungsfälle?

Das ist sehr wichtig. Bei uns läuten die Alarmglocken, wenn jemand sagt „Wir haben Mahlgut“. Wir müssen sehr vorsichtig sein, denn das funktioniert im Prozess nicht immer gleich gut. Daher ist es für uns wichtig, dass wir Muster von unseren Kunden bekommen und Versuche in unserem Technikum durchführen können, um zu sehen, wie sich diese Rohstoffe verhalten. Wir erleben immer wieder, dass ein Rohstoff zu Anfang vermeintlich gutmütig schien, aber am Ende doch Probleme bereitete. Deswegen ist es für uns als Hersteller und auch für unsere Kunden wichtig, Versuche durchzuführen, um Probleme beim Kunden zu vermeiden.

Welche aktuellen Lösungen bietet AZO für das Kunststoff-Recycling an?

Wir haben beispielsweise spezielle Austragsysteme entwickelt, mit denen Mahlgut zuverlässig ausgetragen werden kann. Dazu gehören Rührwerke, Vibrationsböden und Maschinen mit speziellen Geometrien, die ein Festsetzen und Brückenbildung des Produkts vermeiden. Abscheider mit besonders großen Auslaufquerschnitten und ohne Störkonturen vereinfachen das Entleeren von Rezyklaten. Außerdem spielt bei manchen Anwendungen – insbesondere bei der Verarbeitung von Material, das Glasfasern enthält – auch der Verschleißschutz der Anlagen eine Rolle

Veranstaltungshinweis: 24. - 26. September 2024, FACHPACK

Die europäische Fachmesse für Verpackung, Technik und Prozesse hat auch zum Thema chemisches Recycling einiges zu bieten:

• Vortrag “Chemisches Recycling als unabdingbarer Baustein einer zirkulären Kunststoffindustrie” in der PACKBOX, 25.09.2024, 15:30 Uhr
• Interview “Von Abfall zu Neuware: Wann kommt das chemische Recycling?”: FACHPACK360°
• Artikel “Chemisches Recycling: Ein Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffindustrie?”: FACHPACK360°