Vom „Palettenrutscher“ zum Exhibition Manager
11.08.2024 Insights Artikel

Vom „Palettenrutscher“ zum Exhibition Manager

Jeder Aussteller auf der POWTECH TECHNOPHARM kennt mindestens eine oder einen von ihnen: die vier Frauen und zwei Männer, die im großen NürnbergMesse-Team speziell für die „Komposition“ dieser Messe zuständig sind. Für die Besucher ist das schon nicht so selbstverständlich. Daher wollen wir sie Ihnen künftig in loser Folge vorstellen. Den Anfang macht Ronny Sonnenschein.

Portrait of Ronny Sonnenschein Im Kernteam der POWTECH TECHNOPHARM war Ronny Sonnenschein lange der einzige männliche Mitarbeiter. Das hat sich inzwischen geändert.

Ein Jahr lang war er der Hahn im Korb. Tatsächlich musste sich Ronny Sonnenschein so vorkommen, als er im Sommer 2023 zum POWTECH-Team dazustieß – einige Monate vor dem Messetermin im September. Da war gerade noch Zeit, um sich von den Leiterinnen Heike Slotta und Marianny Eisenhofer sowie seinen neuen Kolleginnen Verena Albrecht, Clara-Elisa Pfab und Larissa Pala (zur Zeit in Elternzeit) in die „Geheimnisse“ der POWTECH TECHNOPHARM einweihen zu lassen. „Wer stellt hier eigentlich aus? Was sind die Konzept-Ideen? Und vor allem: Wer sind die Besucher? Aus welchen Branchen kommen sie und welche Aufgaben haben sie? Das finde ich am spannendsten“, sagt Ronny Sonnenschein. Die drei Tage Messe waren dann voller neuer Eindrücke: neue Menschen, teilweise unbekannte Technik, viel Information über die Herausforderungen, vor der die Besucherbranchen und die Technikanbieter stehen. „Ich habe mich gleich willkommen gefühlt, auch bei den vielen Ausstellern, die ich da bereits kennenlernen durfte.“

Inspirierende Messeluft auf der Expo 2000 

Jetzt, gut ein Jahr nach seinem Einstieg ins POWTECH-TECHNOPHARM-Team empfindet er sich schon fast als alten Hasen. Im Messewesen kann er ohnehin als solcher gelten. Die Liebe dazu hat er schon kurz nach der Schulzeit mit 18 entdeckt. Damals lebte er nahe Hannover und wirkte an der Expo 2000 mit. Auch wenn er hauptsächlich „Paletten rutschen“ durfte: die Internationalität dort genoss er. „Zusammen mit so vielen Menschen aus allen Ecken der Welt die Ausstellung mitgestalten, das war ganz meins“, sagt er und gibt zu: „Abends, wenn die Besucher weg waren und wir Ordnung geschaffen hatten, mit Brasilianern, Franzosen, Holländern und vielen weiteren Mitarbeitern noch ein bisschen zu feiern, das war richtig schön.“ Nach dem Abitur zog es ihn aber erstmal nach Großbritannien. Weil er die Sprache liebt, aber vor allem, um sich klar zu werden, in welche Richtung es beruflich gehen sollte. Ein paar Jobs in unterschiedlichsten Branchen später kam er wieder zurück auf „Messe“. Dass das ein gutes Arbeitsumfeld sein könnte, war ihm seit der Expo bewusst. Seine Ausbildung machte er daher bei einem Messebauer.

Beim Messe-Service unter Strom

Einige Jahre später stieß er auf eine Stellenausschreibung der NürnbergMesse. Ronny Sonnenschein erinnert sich: „Für den Messe-Service, wie das damals noch hieß, wurde Verstärkung gesucht. Ich dachte, das probiere ich. Und tatsächlich hat das großen Spaß gemacht. Ich konnte einige meiner Kompetenzen aus dem Messebau einbringen und habe zugleich total viel dazugelernt.“ Er erfuhr auch: Das ist ein Knochenjob, bei dem man in nahezu jede der Messen in Nürnberg involviert ist, ohne in einzelne Thematiken tiefer einsteigen zu können. Nach einer kurzen Zwischenstation in der Technik ergriff er daher die Gelegenheit, als Kundenbetreuer bei der BrauBeviale einzusteigen. Auf dieser Messe für die Getränkeindustrie lernte er Einiges über Verfahrens- und Abfülltechnik, Sensorik, Automatisierung – und vor allem über die Wünsche, Bedürfnisse und Anforderungen der industriellen Aussteller. „Am wichtigsten ist es, den Kunden zu zeigen: Auf diese Messe kommen genau die Menschen aus genau den Branchen, die du erreichen willst“, sagt Ronny heute. Daher gehört für ihn die Besucherliste zur wichtigsten „Begleitlektüre“, wenn er mit einem Kunden telefoniert oder ihn trifft. Aber auch die Standplatzierung, die gerade dieser Kunde als perfekt erachtet, will gefunden werden.

Von der BrauBeviale zur POWTECH TECHNOPHARM

Sieben Jahre lang hat er sein „Handwerk“ im Veranstaltungsteam der BrauBeviale gelernt. 2023 schließlich wechselte er zur POWTECH TECHNOPHARM. Als Manager Exhibitions ist Ronny Sonnenschein vor allem für die Akquise von Neuausstellern sowie für die Aussteller der Halle 9 zuständig. „Die Öffnung des Themenspektrums über die reine Schüttguttechnik hinaus auf das Processing von Flüssigkeiten fand zwar schon vor einigen Jahren statt. Trotzdem kann man noch einige Marketingverantwortliche mit dieser Tatsache überraschen“, stellt Ronny Sonnenschein fest. Er betont: „Das hat sich ja nicht die Messe ausgedacht. Vielmehr waren es die etablierten Aussteller, die Technologien zur Verarbeitung von Feststoffen UND Fluiden präsentierten. Hinzu kamen in den vergangenen Jahren spezialisierte Anbieter von Techniken für die Zudosierung oder Verteilung von Flüssigkeiten.“ Prozesstechnik für flüssige Stoffe, die war Ronny aus BrauBeviale-Zeiten gut bekannt – und auch die Tatsache, dass nicht selten auch in der Getränkeindustrie pulverförmige Zutaten genutzt werden, auch wenn man bei Bier, Softdrinks und Co. nicht als Erstes daran denkt.

Ronny begrüßt sehr, dass das Team viel unterwegs ist. Denn er will alles kennenlernen, was mit der POWTECH-TECHNOPHARM-Community zu tun hat. Die Technologien, die er bisher vor allem auf der POWTECH, aber auch auf anderen Veranstaltungen wie etwa der Ifat gesehen hat, will er demnächst auch direkt bei herstellenden Unternehmen und auch in der Produktion bei den Anwendern erleben.

Pharmatechnik, Batterieherstellung – neue Themen für die Messe

„Meist sind es Ingenieure, mit denen ich es zu tun habe“, charakterisiert Ronny Sonnenschein seine jetzigen Kunden. „Die sind geradeheraus, sagen deutlich, was sie denken – und umgekehrt vertragen sie auch ein direktes Wort.“ Besonders die Ausweitung um die TECHNOPHARM gebe kräftige Impulse, um mit Ausstellern, die ihr Unternehmen früher groß auf der Messe präsentiert haben, wieder ins Gespräch zu kommen. Auch Themen, die durch die Energie- und Mobilitätswende getriggert wurden, kommen seiner Beobachtung nach richtig gut an. „Anbieter von Techniken für die Batteriemassen-Herstellung finden mit der POWTECH TECHNOPHARM eine sehr gute Plattform. Die Besucher aus dieser Branche und auch von Automobilkonzernen konnten wir schon auf den letzten Messen begrüßen“, verdeutlicht Sonnenschein.

Eine Gruppe von 13 Menschen in leichter Freizeitkleidung steht auf einem Waldweg und hebt lachend die Arme Teambuilding: Beim gemeinsamen Ausflug stärken die Teams von FACHPACK und POWTECH TECHNOPHARM den Teamgeist. 2025 stellen sie gemeinsam eine „Doppelmesse“ auf die Beine.

„Erstmal nach dem Warum fragen! So entstehen die besten Lösungen.“ 

Im Team ist er inzwischen gut angekommen. „Ich fühle mich sehr wohl und finde, dass wir uns prima ergänzen“, sagt Ronny, der sich als eher wenig strukturierten Menschen beschreibt. „Da bewundere ich einige andere Teammitglieder.“ Und seine Stärken? Ronny Sonnenschein geht kurz in sich: „Ich denke, dass ich recht überlegt handle. Wenn Herausforderungen oder Probleme auftauchen, dann trete ich innerlich erst mal einen Schritt zurück, frage nach dem Warum, bremse vielleicht auch mal andere, die sofort reagieren möchten. Dann können wir gemeinsam analysieren, was gerade nicht optimal läuft, und nach einer wirklich guten Lösung suchen. Nur so können wir nach meiner Überzeugung wirklich etwas bewegen.“ 
Der Manager Exhibitions kann sich über zu wenig Arbeit nicht beklagen. Schließlich soll die nächste POWTECH TECHNOPHARM, die im Herbst 2025 zusammen mit dem PARTEC-Kongress und der Messe FACHPACK stattfindet, wieder überzeugen. Es gilt, bis dahin noch den einen oder anderen Aussteller zu animieren, Teil der POWTECH-TECHNOPHARM-Community zu werden. Ein bisschen internationaler darf die gerne werden. 

Ein erfolgreiches Team braucht viele unterschiedliche Stärken

Da hilft vielleicht, dass Ronny Sonnenschein sehr gerne reist. Er will seinen Fuß in jedes europäische Land und auf jeden Kontinent setzen. Westafrika und Australien stehen unter anderem noch auf der Bucket List. Außerdem freut sich Ronny auf den alljährlichen Segeltörn mit einigen guten Bekannten – und vielleicht sogar noch etwas mehr auf bevorstehende Biergartenbesuche mit wirklich guten Freunden. Die braucht man im Leben – meint er – genauso wie gute Kollegen. Mit Daniel Puschmann ist vor kurzem ein weiterer männlicher Kollege zum zentralen POWTECH-TECHNOPHARM-Team dazugekommen. Die „Hahn-im-Korb“-Rolle hat Ronny Sonnenschein damit also verloren. „Da bin ich gar nicht traurig“, sagt er schmunzelnd. Für ihn sind die unterschiedlichen Stärken, Kompetenzen und auch Vorlieben das, was ein gutes Team ausmacht. „Wir sind gemeinsam richtig stark. So können wir die POWTECH TECHNOPHARM sicher voranbringen.“

Autor

Ulla Reutner

Dr. Ulla Reutner

Chemikerin und freie Fachjournalistin