Insbesondere bei der Aufbereitung von Ausgangsprodukten, bei deren Qualifizierung und Zuführung zum eigentlichen 3D-Drucker spielen zahlreiche Kernverfahren der Pulver- und Partikeltechnologie eine Rolle. Dabei bestimmt das verwendete Druckverfahren und die eingesetzten Materialien, worauf es ankommt.
So sind beispielsweise beim Selective Laser Sintering (SLS) die Ausgangsprodukte pulverförmig. Verwendet werden unter anderem Metallpulver, etwa Aluminium und Titan, Siliciumcarbid, thermoplastisches Polyurethan und Polyamid. Die SLS-Pulver müssen eine einheitliche, relativ geringe Partikelgröße aufweisen. Sie werden vor der Verarbeitung getrocknet und gesiebt, um eine homogene Körnung sicherzustellen.
Ähnlich sind die Materialvoraussetzungen beim DED (Directed Energy Deposition) -Verfahren aus Metall- oder Keramikpulver. Die Ausgangsprodukte können explosiv sein; daher sind häufig Explosionsschutzmaßnahmen erforderlich.
Die klassische Siebtechnik wird dabei in angepassten Varianten eingesetzt. Beispielsweise bietet das Unternehmen assonic Dorstener Siebtechnik spezielle Maschinen für die ultraschallunterstützte Siebung von feinen Metall- und Kunststoffpulvern an, beginnend mit Maschenweiten von 20 µm. Die Sonic Speed Screen-Siebtechnologie arbeitet mit einer Kombination aus hochfrequentem Ultraschall und niederfrequenter Klopferanregung. So kann eine hohe Siebleistung bei geringem Platzbedarf realisiert werden. Mit dem Sonic Powder Conditioner kann die Metallversiebung und Aufbereitung für die additive Fertigung automatisiert werden. Zur batchweisen Verarbeitung von kleinen Pulvermengen kann man zudem die Mini Sonic Screen MSS 150 nutzen.
Bestehen die Ausgangsprodukte aus thermoplastischen Filamenten wie PLA oder ABS, ist wie bei Pulvern eine sorgfältige Trocknung nötig. Bei gängigen Druckverfahren wie Fused Filament Fabrication (FFF) kann es sonst zu Blasenbildung kommen. Die Filamente müssen zudem unter Umständen vor dem Druck auf die richtige Länge zugeschnitten werden.
Auch flüssige Ausgangsprodukte wie Harze, die für die Stereolithografie bzw. Digital Light Processing verwendet werden, müssen vor dem Druck verfahrenstechnisch vorbereitet werden. Pigmente und Additive werden durch Schütteln oder Rühren gleichmäßig verteilt. Verunreinigungen werden durch Filtration entfernt.
Materialeigenschaften sorgfältig analysieren
Bei allen vorbereitenden Verfahren kommt der Qualitätskontrolle eine hohe Bedeutung zu. Fremdstoffe, die die Druckqualität und Langlebigkeit der zu produzierenden Teile beeinträchtigen könnten, müssen entfernt werden. Neben der Partikelgröße werden auch die chemischen Eigenschaften sowie die Feuchtigkeit des Materials überprüft. Schon bei der Entwicklung der 3D-Druck-Verfahren unterstützen spezialisierte Messeaussteller wie etwa AZO. Im Technologie-Center des Unternehmens findet sich dazu ein sogenannter Toxicontainers. Er ermöglicht sicheres Testen von gefährlichen Rohstoffen, wie sie in der additiven Fertigung vorkommen. In diesem sicheren Versuchsraum mit PSA, Glovebox und spezieller Luftfilteranlage können die Materialien unter optimalen Bedingungen getestet und dabei höchster Schutz für Produkt und Bediener gewährleistet werden. Azo bietet darüber hinaus eine große Vielfalt an Lösungen für die Lagerung, Förderung, Zuführung, Konditionierung und Rückgewinnung von Kunststoff- und Metallmaterialien für die additive Fertigung.
Nach der korrekten Aufbereitung und Qualitätskontrolle wird das Material den Druckern zugeführt, etwa mittels speziellen Dosiersystemen für die Pulverförderung. Sie müssen eine unterbrechungsfreie Versorgung der 3D-Drucker sicherstellen. Das Produkt wird z. B. über eine Glovebox zugegeben und unter Schutzgas gefördert. Pneumatische sowie Vibrationsverfahren, Schneckenfördersysteme und Pulverdüsen finden hierbei Anwendung. Harze dagegen werden den Drucker-Baukammern teilweise über Pumpensysteme zugeführt. Vor der eigentlichen Druckkammer ist in der Regel ein Siebmodul vorgeschaltet.
Sicherheitsaspekte mitdenken
Auf Materialflusstechnik in 3D-Druckproduktionen hat sich IB Verfahrenstechnik, seit 2023 Mitglied der PIAB Gruppe, mit spezialisiert. Lösungen der Marke IB Additive entstehen aus einem umfangreichen Baukasten aus Ultraschallsiebstationen und Vakuumförderern. Durch die Modularität können bestehende Anlagen einfach umgebaut oder erweitert werden. Integrierte Inertisierung und eine Restsauerstoffüberwachung ergänzen die Hauptmodule.
Auf Safety in der additiven Fertigung ist auch der kompakte Inert-Sicherheitssauger ECODustPro 15 WB von Evo Products ausgelegt. Abgesaugte explosionsgefährdende Metallstäube werden durch ein Flüssigkeitsbad passiviert. Die sicherheitstechnische Vollausstattung umfasst ein Entgasungsventil, das den Stau von Gasen und Dämpfen vermeidet, sowie eine abgestufte Filterung durch H14-Patronenfilter und Spezial-VA-Filter. Ex-Schutz ist in Zone 22 gewährleistet.
Einem weiteren Sicherheitsaspekt widmet sich Process Sensing Technologies PST mit dem kompakten Sauerstoffanalysator Ntron SIL-O2. Als SIL2-Gerät eignet er sich insbesondere für sicherheitskritische Anwendungen. Er lässt sich per Knopfdruck kalibrieren ist für eine einfache Integration vorbereitet.
Perfekte Abstimmung zwischen AM- und Pulverhandling-System
Gewinnbringend für den Endkunden sind insbesondere Partnerschaften zwischen Schüttgut-Handling-Experten und 3D-Druckerhersteller, wie etwa zwischen Volkmann und EOS. Gemeinsam haben sie eine skalierbare Pulverhandling-Lösung für Metallpulver erarbeitet, die bis zu sechs Drucker versorgen kann. Die Lösung umfasst neben dem Pre- auch das Post-Processing inklusive der Aufbereitung von gebrauchtem Pulver durch Siebung. Damit ist ein geschlossener Pulverkreislauf für den vollautomatischen 24/7-Betrieb realisierbar. Der Endanwender profitiert von einem einzigen Ansprechpartner während des gesamten Lebenszyklus seiner Anlage sowie von aufeinander abgestimmten AM- und Pulverhandling-Systemen.