Es ist schön, ein aktiver Teil dieser langen Tradition zu sein
Die PARTEC ist einer der größten internationalen wissenschaftlichen Kongresse, der sich mit allen Aspekten der Partikel- und Pulvertechnologie befasst. Als neuer Kongressleiter ist Lutz Mädler federführend beim Konzept der Veranstaltung. Im Interview gibt er einen Ausblick darauf, was Teilnehmende erwarten können, wenn der Kongress im September 2025 in die nächste Runde geht.
Herr Mädler, erinnern Sie sich noch an Ihre erste PARTEC?
Die PARTEC hat eine lange Tradition – auch für mich. Das erste Mal war ich 1998 dabei – damals noch als Doktorand. Das war ein faszinierendes Ereignis für mich. Damals habe ich nur einen kleinen Teil des großen PARTEC-Universums gesehen. Die folgenden 25 Jahre haben die Perspektive erweitert: Auf der PARTEC 2023 konnte ich einige Sessions selbst leiten. In all diesen Jahren habe ich die PARTEC regelmäßig besucht, auch während meiner Zeit in den USA und der Schweiz. Jede Teilnahme ist eine Art von Heimkehr.
Haben andere Veranstaltungen für Sie eine ähnliche Bedeutung?
Einige Themen werden auch auf anderen Veranstaltungen für das Chemieingenieurwesen behandelt. Schließlich ist Deutschland in der Partikeltechnologie Vorreiter. Aber diese volle Konzentration auf Partikel ist sehr selten. Gleichzeitig erzeugt die Abdeckung aller Gebiete der Partikeltechnologie Faszination. So komme ich auch mit Teildisziplinen in Berührung, in denen ich selbst nicht arbeite. Man entdeckt immer wieder ähnliche Probleme und ähnliche Lösungen, von denen man lernen kann.
Einmalig ist aus meiner Sicht die Kombination aus Messe und Kongress, die zu vielen gegenseitigen Besuchen führt. Einkäufer kommen auf die PARTEC und hören sich Vorträge an. Kongressteilnehmer nutzen die kurzen Wege, um direkt mit ihrem Industriepartner über das Gehörte zu sprechen. Wenn man sich während eines Vortrags also einmal fragt, was machen wir hier eigentlich – dann läuft man einfach kurz rüber auf die Messe und weiß es wieder.
Wie entstand das Konzept für die PARTEC 2025?
Die Konzepte werden vom wissenschaftlichen Beirat entwickelt und zusammengebracht. Als Vorsitzender habe ich die Möglichkeit, Schwerpunkte zu setzen, aber die PARTEC macht man nie allein. Ich bin froh, ein tolles Team zu haben. Während der Vorsitz sich mit jeder PARTEC ändert, schaffen der VDI und die NürnbergMesse Kontinuität – auch das ist wichtig. Für das Konzept für 2025 haben wir besonders darauf geachtet, bei welchen Themen bei der letzten PARTEC viel Andrang geherrscht hat – das war zum Beispiel Recycling.
Welche Recyclingmöglichkeiten gibt es im Umfeld der Partikeltechnik?
Ein aktuelles Beispiel sind Batterien, für die auch die Politik inzwischen Recyclingziele formuliert. Das ist wichtig, besonders für die Wirtschaftlichkeit der Prozesse. Ich sehe allgemein eine starke Dynamik beim Erforschen und Entwickeln von Recyclingkonzepten, etwa an der Bergakademie Freiberg, wo Teams sich mit dem Recycling von Schlacken beschäftigen. Diese enthalten viele wertvolle Elemente wie Tantal und Kobalt, die aber sehr verteilt vorliegen. Aufkonzentrieren und Separieren, Sortieren und Aufreinigen – all das ist Partikeltechnik.
Recycling ist ein wichtiger Teilaspekt von Nachhaltigkeit. Wie wird die Partikeltechnik nachhaltiger?
Potenzial bietet neben dem Recycling vor allem die Optimierung der Ressourceneffizienz. Die Partikeltechnologie hat dabei eine besonders große Rolle, weil sie Auswirkungen auf die verschiedensten Branchen hat: Chemie und Medizin, Lebensmittelproduktion und 3D-Druck oder auch Filtration und allgemeine Verfahrenstechnik. Auch die Energieeffizienz von Prozessen spielt eine fortlaufende Rolle bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit.
Kommt bei all diesen Prozessen auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz?
Künstliche Intelligenz kann helfen, Dinge zu erkennen, die für Menschen zu komplex sind. Im Umfeld der Partikeltechnologie geht es dabei momentan vor allem um maschinelles Lernen und optische Erkennungssysteme. Plötzlich können wir alle Partikel in heterogenem Material auf einmal erfassen, teilweise auch direkt sortieren. So lassen sich Prozesse beschleunigen und automatisieren. Mehrere Vorträge auf der PARTEC 2025 werden thematisieren, wie die Automatisierung in der Partikeltechnologie durch maschinelles Lernen unterstützt wird. Ich bin selbst gespannt, welche Entwicklungen wir in der Zwischenzeit noch erleben werden.
Sie sind Direktor für Verfahrenstechnik am Leibniz-Institut für werkstofforientierte Technologien (IWT). Welche Bedeutung hat diese Rolle für Ihre Funktion bei der PARTEC?
Das Leibniz-IWT ist ein spannendes Institut, weil wir drei verschiedene Gebiete unter einem Dach vereinen und kooperativ arbeiten: Werkstofftechnik, Fertigungstechnik und Verfahrenstechnik. Diese gemeinsame Betrachtung aller Disziplinen ähnelt der Perspektive, die die PARTEC bietet.
Konnten Sie sich 1998 vorstellen, dass Sie einmal den Vorsitz dieser Veranstaltung übernehmen würden?
Es ist schön, ein aktiver Teil dieser langen Tradition zu sein. Aber dass ich irgendwann einmal die PARTEC eröffnen würde, konnte ich mir 1998 noch nicht vorstellen. Letztlich geht es aber auch nicht um mich, sondern darum, einen Beitrag zu leisten für eine Gemeinschaft, die mir am Herzen liegt, innovativ ist und die es immer wieder schafft, sehr komplexe Themen verständlich zu vermitteln. Das wird einfach nie langweilig.