Wir begrüßen die Wiederbelebung der Marke TECHNOPHARM sehr
Als ideeller Träger der POWTECH TECHNOPHARM hat die APV – Arbeitsgemeinschaft für pharmazeutische Verfahrenstechnik eine große Bedeutung für die Messe. Im April hat Prof. Dr. Sandra Klein den Vorstandsvorsitz des wissenschaftlichen Vereins übernommen. Für Industry Insights gibt sie Einblick in die Aktivitäten der APV und ihre Erwartungen an die POWTECH TECHNOPHARM nach dem Marken-Relaunch.
Frau Professorin Klein, seit 1. April 2024 sind Sie Präsidentin der APV. Was hat Sie dazu bewogen, dieses Amt zu übernehmen?
Die APV bot mir als junge Wissenschaftlerin sehr viele Vorteile. Für mich war es daher selbstverständlich, im Vorstand mitzuarbeiten, als ich darum gebeten wurde – und nun auch die Präsidentschaft zu übernehmen.
Die APV ist die wichtigste Vertretung in Deutschland für den Bereich pharmazeutische Technologie und inzwischen auch Industriepharmazie. Sie ist ein gemeinnütziger Verein, in dem die Mitglieder sehr aktiv in ihrer Freizeit in den zehn Fachgruppen und diversen Task Forces zusammenarbeiten und sich in lokalen Gruppen treffen. Von daher ist es mir eine Ehre, die Präsidentschaft zu übernehmen.
Welche Aufgaben haben die Fachgruppen?
Die Mitglieder treffen sich regelmäßig, virtuell oder real, und diskutieren aktuelle Themen. Wenn es sinnvoll ist, organisieren sie dazu Seminare. Auch die eine oder andere Veröffentlichung, Guidelines oder White Papers, entstanden bereits aus dieser Arbeit. Manchmal sind die Treffen auch mit der Besichtigung eines Unternehmens von Mitgliedern verbunden. So erhält man Einblicke in neue Produktionsbereiche.
Seit wann sind Sie APV-Mitglied?
Ich bin im Jahr 2000 eingetreten, während meiner Promotion. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz: Als Pharmazeutischer Technologe geht man so früh wie möglich in die APV. Es war ein sehr guter Schritt. In den Seminaren, an denen man als studentisches Mitglied für einen geringen Beitrag teilnehmen kann, habe ich viel gelernt. Ich bekam Einblicke in zahlreiche Basic-Themen, aber auch in moderne Fachgebiete. Gleichzeitig war das der Einstieg in ein tolles Netzwerk.
„Wir als APV wollen die Zukunft der Pharmazie mitgestalten.“
Welche Ziele haben Sie sich im Rahmen der Präsidentschaft gesetzt?
Wir als APV wollen die Zukunft der Pharmazie mitgestalten. Das heißt, wir wollen selbst an Lösungen zu aufkommenden Problemen mitarbeiten und uns nicht irgendeine „Lösung“ überstülpen lassen. Denn unser Netzwerk aus rund 1500 Mitgliedern hat gerade dank der heterogenen Zusammensetzung die Expertise für unterschiedlichste pharmatechnologische Themen. Das möchte ich, wie schon mein Vorgänger, weiterhin fördern.
Können Sie Beispiele nennen?
Seit einiger Zeit beschäftigt uns die individualisierte Medizin. Wir haben dazu eine Task-Force gegründet, die sich damit beschäftigt, wie man die Herstellung von Arzneimitteln für kleine Patientengruppen realisieren kann. Momentan gewinnt Künstliche Intelligenz und Digitalisierung an Bedeutung. Die Task Forces bieten uns die Möglichkeit, außerhalb der festen Strukturen der Fachgruppen derartige neue Themen aufzugreifen. Es ist mir ein großes Anliegen, dabei auch Nachwuchswissenschaftler zu integrieren. Einige Task Forces wie etwa die zu 3D-Druck wurden sogar von Mitgliedern während ihrer Postdoc-Zeit mitbegründet.
Mit Ihnen und Ihrem Vorgänger Prof. Breitkreuz stehen zwei Hochschulvertreter an der Spitze der APV. Dominieren Experten von Universitäten allgemein den Verband?
Nein, der größere Teil unserer Mitglieder stammt aus der Pharmaindustrie. Das ist uns extrem wichtig. Im Vorstand achten wir darauf, dass die verschiedenen Bereiche der Pharmaindustrie wie etwa forschende Pharmaunternehmen, Generika-, Hilfsstoff- und Auftragshersteller, aber auch die Akademie repräsentiert sind. Auch die meisten Fachgruppen werden von Industrievertretern geleitet. Für den Vorstandsvorsitz ist aber tatsächlich wohl ein Universitätsvertreter günstig. Wir geraten niemals in Verdacht, ein Thema aus Firmeninteressen heraus zu pushen.
Gibt die APV auch Impulse in Richtung nationaler und europäischer Behörden wie das BfArM und die EMA?
Das ist unser Ziel. Wir laden zu vielen Veranstaltungen Behördenvertreter ein, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Es wäre uns sehr wichtig, den früher aktiveren Austausch wieder zu intensivieren
„Das Angebot der POWTECH TECHNOPHARM hat eine hohe Relevanz für die Pharmabranche.“
Die APV war maßgeblich daran beteiligt, dass die Messe POWTECH ab 2025 wieder als POWTECH TECHNOPHARM an den Start geht. Wie stehen Sie dazu?
Das finden wir sehr gut. Wir hatten es sehr bedauert, als die Messe vor einigen Jahren auf die POWTECH reduziert wurde. Vielen aus der Pharma-Community war die POWTECH allein zu spezifisch, zu sehr auf mechanische Verfahrenstechnik reduziert. Inzwischen hat sich das Messeangebot deutlich verbreitert und folgerichtig wird die Marke TECHNOPHARM wiederbelebt. Im APV-Vorstand hat das jeder begrüßt, da das Angebotsspektrum tatsächlich eine hohe Relevanz für die Pharmabranche hat.
Geben Sie uns bitte einen kurzen Einblick in Ihr universitäres Aufgabenfeld.
Zu meinen Schwerpunkten gehören biorelevante In-Vitro-Freisetzungsmodelle, mit denen man die In-Vivo Wirkstoff-Freisetzung vorhersagen kann. Mein derzeit größtes Steckenpferd besteht in der Etablierung solcher Modelle für Kinder verschiedenster Altersgruppen sowie deren Nutzung in der Entwicklung von Arzneiformen für Kinder. Ziel ist es, ohne unnötige Versuche an Tier oder Mensch vorherzusagen, ob eine Arzneiform oder eine Verabreichungsbedingung geeignet ist.
Zum Abschluss: Was ist Ihnen privat wichtig und womit verbringen Sie Ihre Freizeit?
Ich bin ein großer Fußballfan; wenn Zeit ist, gehe ich auch gerne ins Stadion. Früher habe ich auch selbst gespielt. Als Naturfreundin gehe ich auch gern in die Natur oder arbeite im Garten. Außerdem spiele ich Klarinette, lange Zeit im Musikverein. Dazu komme ich leider nur noch sporadisch. Enorm wichtig sind mir meine Freunde, die ich viel zu selten sehe. Ich komme aus Hessen, habe dort auch noch eine Wohnung, bin aber natürlich hauptsächlich in Greifswald. Doch die alten Freundschaften halten. Freunde sind eben Freunde.
Akademische Laufbahn von Prof. Dr. Sandra Klein
Sandra Klein arbeitete zunächst vier Jahre in der pharmazeutischen Industrie, bevor sie Pharmazie studierte. Sie erwarb ihre Approbation als Apothekerin und ihren Doktortitel an der Goethe-Universität Frankfurt im Jahr 2005. Anschließend ging sie als Postdoc zu Eastman Chemicals in die USA. Nach weiteren vier Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe-Universität folgte 2010 die Berufung an die Universität Greifwald, wo sie als Professorin für Pharmazeutische Technologie tätig ist.
Prof. Klein ist Vorstandsvorsitzende der APV, assoziiertes Mitglied und Leiterin der Arbeitsgruppe Biopharmazie der EuPFI, Mitglied der AAPS und DPhG, Mitglied des Physical Performance Testing Expert Panels der USP sowie Redaktionsmitglied mehrerer wissenschaftlicher Zeitschriften und Chefredakteurin von DiePharmazie.