Kunststoff als strategischer Rohstoff für strategische EU-Sektoren
Der europäische Verband warnt, dass beim Clean Industrial Deal die Gefahr bestünde, die Bedeutung der Kunststoffherstellung für Europas industrielle Basis zu übersehen. In diesem Zusammenhang unterstützt Plastics Europe nachdrücklich die Wettbewerbsfähigkeits- und Dekarbonisierungsagenda der EU. Geschäftsführerin Virginia Janssens sagt: „Sie [Kunststoffe] liefern wichtige Rohstoffe für strategische EU-Sektoren wie die Automobilindustrie, Netto-Null-Technologien, das Gesundheitswesen, das Baugewerbe und die Verteidigung, und sie spielen auch eine wichtige Rolle beim Wandel dieser Branchen.“ Sie weist auf die Gefahr hin, dass Europa immer abhängiger von Kunststoffen aus Regionen mit weniger strengen Umweltstandards werden könnte und warnt: „Das Zeitfenster, um die Wettbewerbsherausforderungen unserer Branche anzugehen und ein günstigeres Investitionsklima zu schaffen, schließt sich rasch. […] Unsere Industrie kann unsere Klimaneutralitäts- und Kreislaufambitionen nicht erfüllen, wenn wir nicht wettbewerbsfähig genug sind, um zu investieren.“ Ihre Forderungen an die EU-Kommission: unter anderem ein Aktionsplan zur Zukunft des europäischen Kunststoffsektors, die Berücksichtigung der Branche bei Innovationsfinanzierungen und den Aufbau und Schutz eines Binnenmarktes für Abfälle, recycelte und biobasierte Materialien.
Recycling-Technologien fördern
Plastics Europe schlägt außerdem Förderprogramme für Pilotanlagen und Demonstrationsprojekte vor, um neue Recycling-Technologien schneller in die Praxis zu bringen. Industrie- und Anwendungsforschung sollten gezielt unterstützt werden, damit Innovationen nicht in frühen Entwicklungsstufen stecken bleiben. Die deutsche Geschäftsführerin Dr. Christine Bunte bringt zudem neben wettbewerbsfähigen Energiepreisen und dem Abbau von bürokratischen Belastungen gezielte Investitionsanreize in Kreislaufwirtschaftstechnologien wie der Sammlung, Sortierung und dem Recycling von Kunststoffabfällen ins Spiel. Darüber hinaus fordern einschlägigen Verbände fordern, zügig weitere sichere Recyclingverfahren für den Einsatz im Lebensmittelbereich zuzulassen.
Transformation zur Kreislaufwirtschaft stärkt Europas Kunststoffbranche
Von einer Kreislaufwirtschaft, in der Kunststoffe so effizient und lange wie möglich genutzt und danach wiederverwertet werden, würden nicht nur die Umwelt, sondern auch europäische Kunststoffhersteller profitieren. Innovationen, die Recycling erleichtern, gibt es bereits – und viele werden folgen. Wer den Rezyklatmarkt stärkt, stärkt die gesamte Branche. Hier gibt es noch viel Potenzial. „Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage wird bei Kunststoffrezyklaten in den nächsten Jahren immer größer und stellt die Industrie vor ein fundamentales Problem“, erläutert Dr. Oliver Möllenstädt, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Kunststoff verarbeitenden Industrie (GKV). Bis 2030 könne sich EU-weit eine Lücke von 3,5 Millionen Tonnen ergeben. Um sie zu füllen, schlägt Michael Weigelt, Geschäftsführer TecPart – Verband technische Kunststoff-Produkte vor, Post-Industrial-Rezyklate als gleichwertig zu Post-Consumer-Rezyklaten zu stellen. Zudem regt er an, die Hersteller der Rezyklate von Abgaben, etwa Netzentgelten, zu befreien und ihre Stromkosten zu senken, damit ihre Produkte wettbewerbsfähig gegenüber Importen bleiben.
Importe werden sowohl bei Neu-Kunststoffen als auch bei recycelten Kunstoffen weiterhin in großem Umfang nötig sein. Doch der Import von Produkten, die nicht den europäischen Vorgaben entsprechen, muss gestoppt werden. Die Verbände werten die in der bereits in der EU-Verpackungsverordnung vorgesehene Pflicht zur Zertifizierung von importierten Rezyklaten durch einen unabhängigen Dritten als Schritt in die richtige Richtung. Auch die Förderung von chemischem Recycling, wie sie Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des VCI fordert, unterstützt das Ziel einer grünen Transformation für die Kunststoffindustrie.