• 08.04.2025
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Nachhaltige Verpackungen: Zellstoffverpackungen als Treiber der Kreislaufwirtschaft

Der Trend zu nachhaltigen Verpackungen ist in vollem Gang. Verpackungen aus geformtem Zellstoff, auch bekannt als Faserformverpackungen, erweisen sich zunehmend als vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Kunststoffverpackungen. In diesem Zusammenhang spielt die Anwendung mechanischer Verfahren bei der Zellstoffproduktion eine entscheidende Rolle.

Geschrieben von Armin Scheuermann

Elektronische Produkte werden durch Faserformverpackungen geschützt
Faserformverpackungen werden mehr und mehr als nachhaltige Alternative zu Kunststoffverpackungen genutzt.

Die Verschiebung hin zu papierbasierten Verpackungslösungen ist mehr als ein Designtrend. Sie kennzeichnet den Beginn einer tiefgreifenden Veränderung entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Zellstoffproduktion bis zur Endverpackung. Hierbei wird deutlich, dass die technologische Grundlage für diese modernen Verpackungslösungen eng mit den angewandten Zellstoffverfahren verbunden ist. Insbesondere mechanische und thermomechanische Verfahren gewinnen an Bedeutung, wenn es um die ressourceneffiziente Herstellung von Verpackungszellstoff geht.

Zellstoffverpackungen überzeugen auf verschiedenen Ebenen: Sie basieren oft auf recyceltem Altpapier, sind leicht, formstabil und lassen sich mühelos in bestehenden Recyclingkreisläufen wiederverwerten. Moderne Verfahren wie das Thermoformen ermöglichen es mittlerweile, Zellstoffverpackungen mit präzisen Konturen und glatten Oberflächen herzustellen – optisch und haptisch kaum von Kunststoff zu unterscheiden. Produkte wie Menüschalen aus Bagasse (einem faserigen Rückstand, der bei der Verarbeitung von Zuckerrohr entsteht), To-Go-Boxen oder technisches Verpackungsmaterial für Elektronikgeräte belegen, wie Nachhaltigkeit und Funktionalität Hand in Hand gehen können.

Unternehmen wie PAPACKS und NextGenPaper treiben die Entwicklung dieser Lösungen mit innovativen Materialien und neuen Herstellungsverfahren voran. Der Markt reagiert entsprechend – selbst große Marken wie Procter & Gamble setzen mittlerweile auf faserbasierte Verpackungen in Kombination mit alternativen Rohstoffen wie Silphie-Fasern, die aus einer mehrjährigen, sonnenblumenähnlichen Pflanze aus Nordamerika gewonnen werden.

Die technologische Basis: Zellstoff aus mechanischer Aufbereitung

Hinter diesen Verpackungen verbirgt sich jedoch ein anspruchsvoller Herstellungsprozess. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Auswahl und Aufbereitung der Zellstoffe. Bei geformten Zellstoffverpackungen kommen häufig mechanisch gewonnene Zellstoffe zum Einsatz – insbesondere Holzschliff oder TMP (thermomechanischer Zellstoff). Diese Zellstoffe enthalten das gesamte Lignin des Holzes und liefern somit eine hohe Faserausbeute. Gerade bei Verpackungen, bei denen die Alterungsbeständigkeit des Materials weniger entscheidend ist als die Formbarkeit und Stabilität, bieten mechanische Verfahren klare Vorteile.

Ein weiterer Pluspunkt besteht darin, dass mechanische Verfahren wesentlich weniger chemische Zusätze benötigen, was den Gesamtprozess nachhaltiger gestaltet. Sie eignen sich auch besonders gut für die Verarbeitung von Recyclingmaterialien, was zusätzlich den CO₂-Fußabdruck reduziert.

Chemische oder mechanische Verfahren liefern den Zellstoff

Grundsätzlich wird für die Zellstoffgewinnung Holz in seine Bestandteile zerlegt, um die Fasern für die spätere Papierherstellung freizulegen. Dabei stehen drei Verfahren zur Verfügung: die chemische, die mechanische und die halbchemische Aufbereitung. Im vorherrschenden Sulfatverfahren wird das Holz mit einer alkalischen Kochlauge aufgeschlossen. In einem großen Kocher wird das Holz unter hohen Temperaturen und Drücken mit einer Lauge aus Natriumsulfid und Natronlauge gekocht. Durch die chemische Reaktion wird das Lignin aus dem Holz gelöst, während die Zellulosefasern erhalten bleiben. Die entstehende Schwarzlauge wird anschließend verbrannt, wodurch wertvolle Energie zurückgewonnen wird – ein wichtiger Aspekt für die Energieeffizienz des Prozesses. Der Vorteil des Sulfatverfahrens, auch bekannt als „Kraftverfahren“, liegt in der hohen Festigkeit des Zellstoffs und der breiten Rohstoffbasis – selbst widerstandsfähige Holzarten lassen sich damit verarbeiten.

Bei der mechanischen Zellstoffgewinnung wird das Holz in einem Refiner unter Zugabe von Wasser und Wärme rein mechanisch zerfasert. Verfahren wie die Holzschliff- oder die thermomechanische Aufbereitung (TMP) erfordern zwar mehr Energie, liefern jedoch eine höhere Faserausbeute: Mechanische Zellstoffe enthalten das gesamte Lignin, was die Alterungsbeständigkeit der Papiere reduziert, sie aber für Anwendungen wie Zeitungsdruck oder Karton prädestiniert. Der Nachteil der mechanischen Verfahren liegt in ihrem extrem hohen Energiebedarf.

Präzise Mess- und Regeltechnik in den Aufschlussanlagen, Faserstofftürmen und Pumpsystemen sorgen für einen energieeffizienten Prozessablauf und eine optimale Auslastung der Anlagen. Besonders wichtig ist der Einsatz von Technik, die auch bei schwankenden Stoffdichten und abrasiven Medien zuverlässig arbeitet – eine typische Situation bei der Verarbeitung von Altpapier oder Sekundärrohstoffen.

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Mechanische Verfahrenstechnik spielt bei der Zellstoffproduktion eine wichtige Rolle.

Verbindung zur Praxis: Von der Faser zur Form

Die Kombination aus effizienter Zellstoffgewinnung, optimierter Anlangentechnik und intelligenter Prozessautomatisierung ist entscheidend, um Faserformverpackungen wirtschaftlich und umweltschonend herzustellen. Dies zeigt sich nicht nur bei der Fasergewinnung, sondern auch in den nachgelagerten Prozessschritten: Vom Entwässern über das Formen bis hin zum Trocknen der Verpackung ist eine präzise Überwachung der Materialströme unerlässlich.

Auf Messen wie der POWTECH TECHNOPHARM und der FACHPACK, die 2025 parallel zueinander stattfinden, wird dieser Zusammenhang besonders deutlich: Hier treffen mechanische Prozesstechnik, smarte Sensorlösungen und nachhaltige Verpackungskonzepte aufeinander. Die Synergien zwischen den Branchen – von der Zellstoffaufbereitung über die Formtechnik bis zur finalen Verpackung – verdeutlichen, wie sehr moderne Verpackungslösungen interdisziplinäres Know-how erfordern.

Fazit: Zellstoff als Werkstoff der Zukunft

Nachhaltige Verpackungen beginnen bei der Wahl des Rohstoffs. Verpackungen aus Zellstoff vereinen Umweltfreundlichkeit, Funktionalität und Recyclingfähigkeit – und sind somit ein zentrales Element der zirkulären Wirtschaft. Jedoch wird der Erfolg dieser Lösungen erst durch das Zusammenspiel moderner Zellstoffverfahren, energieeffizienter Prozesstechnik und intelligenter Sensorik möglich. Die Verpackung von morgen wird bereits heute aus Fasern, Technologie und dem wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit geschaffen.

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Die Verbindung macht’s: Moderne Verpackungen beginnen weit vor dem finalen Produkt – bei der Rohstoffaufbereitung, der präzisen Prozesssteuerung und der optimalen Integration von Automatisierung. Die beiden Messen zeigen, wie diese Schnittstellen erfolgreich gestaltet werden können – und machen die Kreislaufwirtschaft greifbar.
Zukunftsweisend. Vernetzt. Nachhaltig. Die Messeallianz von FACHPACK & POWTECH TECHNOPHARM zeigt, wie Verpackungstechnologie und Prozesstechnik Hand in Hand gehen.

Autor

Armin Scheuermann
Armin Scheuermann
Chemical engineer and freelance specialised journalist