Wir schreiben das Jahr 2030: Immer mehr Industriegebiete in Deutschland und Europa verfallen. Die verbleibende Industrie kämpft mit steigenden Produktionskosten: Fabriken verlagern ihre Produktion ins Ausland, und qualifizierte Fachkräfte sind knapp. Diese düstere Zukunft könnte schneller eintreten, als gedacht – so zeigen es die aktuellen Studien des BDI und der EU-Kommission.
In den Jahrzehnten bis 2020 war das Erfolgsrezept der deutschen Industrie denkbar einfach: billiges Erdgas und freier Zugang zu den Exportmärkten der Welt. Doch diese Zeiten sind vorbei. Gas ist teuer, der Export schwächelt: Die USA schotten sich ab, China wird für deutsche Unternehmen zunehmend schwieriger. Ein „Weiter so“ ist deshalb keine Option mehr. Die europäische und deutsche Industrie stehen an einem entscheidenden Wendepunkt. Eine umfassende Transformation ist unvermeidbar, um den Herausforderungen einer sich wandelnden globalen Wirtschaft, des Klimawandels und technischer Umbrüche zu begegnen. Besonders betroffen: die Prozessindustrien sowie der Maschinen- und Anlagenbau, zwei zentrale Säulen der deutschen Wirtschaft.
Hohe Energiekosten und wachsender Wettbewerb – Europa unter Druck
Beide Studien – die des BDI und der EU-Kommission – zeichnen ein klares Bild: Deutschlands und Europas Wettbewerbsfähigkeit schwindet. Insbesondere die hohen Energiekosten belasten energieintensive Industrien stark. Der Preisunterschied zu den USA wird immer größer, da die Gas- und Strompreise dort deutlich niedriger sind. Während die USA und China ihre Industrien mit staatlichen Förderprogrammen stärken, wie etwa dem Inflation Reduction Act, steigen die Produktionskosten für europäische Unternehmen. Die deutsche und europäische Politik hat bisher nicht ausreichend gegengesteuert – eine Lücke, die dringend geschlossen werden muss, da sind sich BDI und der Draghi-Report einig.